Gastbeitrag von Fanny Patzschke von Fit mit Fanny (Youtube)
Jeder von uns kennt es, jeden von uns betrifft es und selbst Kinder leiden mittlerweile immer häufiger darunter: akute und/ oder chronische Schmerzen. Gerade hier zeigt es sich immer wieder, dass die konventionelle Schulmedizin nahezu komplett versagt und die Ärzte mit ihrem Latein buchstäblich am Ende sind. Dabei werden überflüssige Operationen durchgeführt und wenig nutzbringende Medikamente mit zahlreichen Nebenwirkungen verschrieben. In meinem früheren Alltag als selbstständige Apothekerin habe ich oft genug erlebt, wie diese Therapien ein ums andere Mal kläglich gescheitert sind. In der Mehrzahl der Fälle konnte nicht einmal die Ursache erforscht werden. Aus diesem Grund wird oftmals von „unspezifischen Schmerzen“ gesprochen, denn das klingt immer noch professioneller als einzugestehen: „Ich habe keinen Plan, warum da was wehtut.“
Warum versagt die Schulmedizin?
Das beste Beispiel hierfür sind Rückenschmerzen – mittlerweile eine echte Volkskrankheit. Die Liste der möglichen „Ursachen“ erscheint unendlich lang: von Arthrose, Bandscheibenvorfall, Stenosen, Verkrümmungen oder Osteoporose bis hin zum Herzinfarkt. Aber: sind das wirklich die wahren Auslöser? Wenn ja, warum versagen dann die konventionellen Methoden und warum lassen sich in den meisten Fällen gar keine Ursachen feststellen? Nur so viel sei verraten: der Ursprung liegt in den seltensten Fällen wirklich im Rücken, sondern vor allem im Rumpfbereich.
Ursachen von Schmerzen
Wir Menschen sind dafür geschaffen, dass wir uns regelmäßig und intensiv bewegen. Leider wurden wir durch unsere „hochentwickelte“ Zivilisation immer bequemer, so dass wir einen Großteil unserer Mobilität und Flexibilität eingebüßt haben.
Resultat: die Entstehung muskulär-faszialer Spannungszustände, die sich für den Löwenanteil der Schmerzen verantwortlich zeigen.
Dadurch, dass wir häufig und viel zu lange sitzen, verkürzen bzw. verfilzen sich die Faszien (eine Art Matrix, die sich durch den gesamten Körper zieht und dafür sorgt, dass Muskeln und Organe an ihren entsprechenden Platz bleiben). Mit anderen Worten: wir werden immer unflexibler und sind nicht mehr in der Lage die volle Range of Motion – also den kompletten Bewegungsumfang – der Muskeln und angrenzenden Strukturen auszunutzen.
Welche Personengruppen sind besonders betroffen?
Naheliegend sind natürlich besonders diejenigen gefährdet, die einen klassischen Bürojob ausüben bzw. viel vorm PC arbeiten – sprich: die Couch Potatoes. Diese Lebensweise gepaart mit einer suboptimalen Ernährung in Form von entzündungsfördernden Produkten wie Fleisch, Käse, Wurstwaren, Getreide bzw. stark verarbeiteter Industriekost, die viel Zucker und Weißmehl enthält, fördern die Entstehung chronischer Schmerzen. Kommt dann noch ein starkes Übergewicht bis hin zur Adipositas hinzu, wird zusätzlicher Druck auf die Gelenke und beweglichen Strukturen im Körper ausgeübt.
Darüber hinaus sind allerdings nicht selten auch Hochleistungssportler oder Athleten im Bereich des Bodybuildings betroffen. Warum? Die sollten doch eigentlich fit sein, oder? Nicht zwangsläufig! Gerade diejenigen, die viel Kraftsport betreiben, bewegen sich oft einseitig (z.B. Gewichtheber). Wer effektiv aufbauen will, muss seine Übungen bis zum Muskelversagen ausführen, damit ein optimaler Stimulus gesetzt wird. Nur so kann eine Progression erreicht werden. Damit ein Muskel wächst, muss er verkürzt und dementsprechend unter Spannung gesetzt werden. Bedeutet: der Tonus erhöht sich. Wer sich dann nach dem Krafttraining nicht ausgiebig dehnt – und das wird leider oft vernachlässigt – läuft ebenso Gefahr Verkürzungen zu erleiden.
Schmerzbeseitigung
Ausgehend von diesem Hintergrundwissen ist es auch völlig logisch zu verstehen, warum Operationen bzw. Analgetika (Schmerzmittel) nur kurz oder überhaupt nicht wirken. Um der Ursache erfolgreich entgegenzuwirken, müssen wir:
-
Unsere Muskeln – vor allem im Core-Bereich (Körpermitte) – durch gezieltes Krafttraining stärken. Nicht nur Bodybuilder profitieren vom Muskelaufbau, sondern generell jeder von uns. Mit zunehmendem Alter verlieren wir nicht nur Knochensubstanz, sondern auch Muskelmasse. Mithilfe von individuellen und funktionellen Workouts können wir diesen Prozess verlangsamen. Empfehlenswert sind – je nach Fitnesslevel und möglichen Vorerkrankungen resp. Einschränkungen – Grundübungen wie Kniebeuge, Kreuzheben, Liegestütz, Bankdrücken, Plank-Variationen, Ruderbewegungen, Burpees sowie Klimmzug bzw. Latzug.
-
Uns ausgiebig dehnen, um Verkürzungen und damit verbundene Einschränkungen der Beweglichkeit zu verhindern. Deshalb sollten in meinen Augen Yoga-Übungen wie die Kobra, der herabschauende Hund, die Taube, der Halbmond, der Fisch, das Dreieck, der Drehsitz sowie diverse Variationen der Vorwärtsbeuge in keiner Stretching-Routine fehlen.
-
Die Faszien mithilfe einer Rollmassage mobilisieren. Hierbei handelt es sich um eine Hartschaumrolle – meist aus Kunststoff – mit deren Hilfe wir unsere Matrix durch Druck und Bewegung selbst massieren können. Dadurch kurbeln wir sowohl die Durchblutung als auch den Lymphfluss im Gewebe an, so dass unsere Organe und Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt werden. Verklebungen und Muskelverspannungen werden beseitigt, Schmerzen reduziert und gleichzeitig straffen wir damit Haut und Bindegewebe. Kurzum: unser Körper bleibt flexibel.
Schmerzprävention
Jeder von uns hat – wie bereits eingangs erwähnt – irgendwann mal irgendwo einen akuten Schmerz als Alarmsignal verspürt. In gewisser Weise ist das auch hilfreich, denn es schützt unseren Körper. Bestes Beispiel: ein kleines Kind greift aus Neugier auf eine heiße Herdplatte und verbrennt sich die Finger. Der Sprössling lernt daraus und wird es einmal und nie wieder tun. Doch was passiert, wenn wir einen permanenten, chronifizierten Alarmschmerz (z.B. im Bereich der Bandscheiben) ignorieren oder ständig unterdrücken? Unsere Bewegungsstrukturen nutzen sich weiter ab, so dass die Mobilität immer stärker eingeschränkt wird. Soweit sollten wir es gar nicht kommen lassen!
Wie also können wir dem entgegenwirken? Indem wir unseren vollen Bewegungsumfang, den uns die Evolution einst zur Verfügung stellte, wieder aktiv nutzen – durch FUNKTIONELLES TRAINING. Der in meinen Augen beste Weg zur ganzheitlichen Fitness. Durch die Kombination von den oben genannten klassischen Grundübungen zur Muskelstärkung mit Asanas (Körperstellungen) aus dem Yoga zum Entspannen und Dehnen sowie Techniken aus Bodyweight und Crossfit bauen wir einen flexiblen und kräftigen Körper auf.
Unsere wichtigsten Muskeln
Damit wir für uns die optimalen Übungen auswählen können, ist es wichtig auch ein wenig in die Anatomie einzutauchen. Leider erlebe ich es immer wieder, dass selbst ausgebildete Fitnesstrainer bzw. Personal Coaches Workouts nicht korrekt anleiten. Auch grassieren nach wie vor weit verbreitete Mythen, was die Ausführung bestimmter Übungen betrifft, die längst widerlegt sind. Bestes Beispiel: bei der Kniebeuge dürfen angeblich die Knie nicht über die Zehenspitzen hinausragen. Begründet wird es damit, dass ansonsten der Druck auf die Kniescheibe zu hoch ist. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen, aber, wenn die Knie hinter den Fußspitzen bleiben, steigt gleichzeitig der Druck auf das Hüftgelenk und den unteren Rücken extrem stark an. Das ist auf Dauer wesentlich fataler.
Deshalb ist es hilfreich einiges über die Muskeln und deren anatomische Funktionen zu erfahren, denn auf diese Weise lassen sich viele Kräftigungs- und Dehnübungen ableiten, die für deren Mobilität zuträglich sind.
Abbildung 2: Muskeln der Körpervorderseite
Abbildung 3: Muskeln der Körperrückseite
Fazit
Die Schulmedizin scheitert oftmals bei der Behandlung von Schmerzen, weil hier nicht die Ursachen bekämpft, sondern lediglich durch Medikamente die Symptome unterdrückt werden. Wichtig ist, dass wir anstatt dessen immer in Bewegung bleiben, unsere Muskulatur zunächst stärken, dann dehnen und unser Fasziennetz geschmeidig halten. In Kombination mit einer vollwertigen – vorzugsweise pflanzlichen – Ernährung auf Basis echter LEBENSmittel können wir chronischen Schmerzen und anderen Zivilisationskrankheiten erfolgreich präventiv entgegenwirken.
Habe deinen Kommentar zu dem Körperaufbau und der Muskulatur gelesen . Habe dadurch h viel für mich erfahren .
Das Zwerchfell ist auch wichtig :).
https://seibewusst.com/bewusstheit/zwerchfellverspannung-ein-allrounder-in-sachen-symptome/
Eine allgemein sehr schöne und informative Website und dazu ein sehr interessanter Artikel für mich ist dieser hier. Ich freue mich immer wieder hier zu lesen und oft Antworten auf meine Fragen zu finden. Danke dafür. Ganz liebe Grüße Chris
Durch meinen Bürojob leide ich auch schon lange unter Schmerzen und Verspannungen, vor allem im Nacken und unteren Rücken Bereich. Was für mich eine Verbesserung gebracht hat, war ein Sitz-/Stehschreibtsich. Anfangs ist das echt gewöhnungsbedürftig, beim Arbeiten die ganze Zeit zu stehen, aber wenn man durchhält, wird es mit der zeit einfacher und mittlerweile finde ich das Arbeiten im Stehen viel angenehmer als im Sitzen. Außerdem kann ich Fazienrollen für die Wirbelsäule empfehlen, einfach an eine Wand stellen und die Rolle die Wirbelsäule entlang rollen lassen, regelmäßig angewendet wirkt das wirklich Wunder. Toller Artikel, ich kann mich Ralf nur anschließen, ich habe ebenfalls einiges dazu gelernt!
Wunderbar. Herzlichen Dank für die Einblicke bei Dir und den Tipp mit der Fazienrolle. LG